Martin Kasel beim IRONMAN 70.3. in China
Xiamen? Schon mal gehört? Wohnt man in Trier, so sollte es ein Begriff sein, denn Xiamen ist die Partnerstadt. Xiamen liegt in China und beheimatet einen IRONMAN 70.3 Triathlon.
Ein Bericht von Martin Kasel
Die Idee
Gemeinsam mit meinem Kumpel Jens Roth waren wir zu Beginn der Saison auf der Suche nach einem IRONMAN 70.3 im späten Herbst. In die engere Auswahl kam neben Marrakech und Belek eben auch Xiamen, denn ich hatte die Idee mit Jens als Sportler des Jahres in Trier eine Delegation nach Xiamen zu entsenden, die unsere wunderbare Stadt dort vertreten sollte.
Die Planung beginnt
Dieser Plan wurde schnell forciert und bei der Stadt Trier trafen wir auf offene Ohren. Des weiteren interessierte sich die Deutsch-Chinesische Gesellschaft Trier in Person von Peter Dietze für unser Projekt. Nach einer langen Planungsphase wurden die Flüge gebucht und es stand fest: Wir reisen nach Xiamen! Begleiten sollte uns Sascha Telen von der Muskelwerkstatt Trier und seine Familie. Der Plan war es neben Jens als Einzelstarter auch noch eine Partnerschaftsstaffel an den Start zu bringen. Eine chinesische Schwimmerin, ich als Radfahrer und Sascha als Läufer. Es sollte also mein erstes Radrennen bisher werden!
Neben der organisatorischen Planung galt es nun also auch das Radrennen vorzubereiten. Von September bis November spulte ich einige Kilometer ab, wie Jens fand allerdings trotzdem noch zu wenig und mit zu wenig strukturiert. Der Wettkampf kam schneller näher als mir lieb war, denn auf einmal saßen wir am 07.11.19 schon im Flieger Richtung Fernost. Einige weitere Einheiten hätten mir wahrscheinlich gutgetan, doch das konnte ich nun vergessen.
Hinreise nach Xiamen
Die Hinreise verlief ganz entspannt. Allerdings kam Jens‘ Rad nicht in Xiamen an, sondern legte noch einen kurzen Stopp in Peking ein. Glücklicherweise war Saschas Frau dabei, die uns als Einheimische enorm half und so vermitteln konnte, dass das Rad mit der nächsten Maschine nach Xiamen kam. Mitten in der Nacht klingelte es dann an unserer Hotelzimmertür und das Rad wurde geliefert. Das war auch notwendig, denn mittlerweile war es schon Freitagabend und am Samstag war bereits der Bike-Check-In und Jens wollte als Profi auf der Mitteldistanz zeigen, was in ihm steckt. Ein chinesisches Sprichwort besagt: „Zu Beginn muss erst etwas schief gehen, damit es richtig gut wird.“ Und so nahmen wir diesen Vorfall als gutes Omen wahr.
Am nächsten Tag ging es dann zur Expo um die Startnummern abzuholen. Dort trafen wir auch Chengcheng, die Schwimmerin unserer Partnerstaffel. Sie und ihr Club luden uns abends zum Essen ein. So langsam stieg die Aufregung, aber auch die Vorfreude. Spätestens als Jens und ich ein Teil der Strecke abfuhren spürte ich: „Jetzt wird es ernst!“ Am Nachmittag checkten wir dann unsere Bikes ein. Noch einmal schlafen und dann war es so weit: Erstes Mal Triathlonluft schnuppern und das erste Mal im Rennen 90 Kilometer auf dem Zeitfahren absolvieren.
Der Renntag kommt näher
Am Abend gingen wir zeitig zu Bett, denn der Wecker klingelte bereits um 5 Uhr. Die letzte Nacht vor dem Wettkampf schlief ich extrem gut. Ganz anders war es bei Jens, dem seine Aufregung trotz seiner Erfahrung anzumerken war. Verständlich, denn schließlich war es seine erste Mitteldistanz seit mehreren Jahren.
Nach dem Frühstück ging es auch schon Richtung Schwimmstart, denn der Start des Profifelds war bereits um 08:00 Uhr. Die Agegrouper sowie die Staffeln starteten um 08:30 Uhr in mehreren Wellen. Um Punkt 08:00 Uhr ging es für Jens los! Ab ins Südchinesische Meer. Nach 25 Minuten kam er trotz seiner starken Schwimmfähigkeiten leider erst als 10. aus dem Wasser. Er hatte nämlich als einziger Profi seinen Neoprenanzug vergessen. Zum Glück hatte er nicht viel Rückstand.
Kein Radpart für mich?
Nun wurde es auch für mich spannend, denn ich rechnete um 09:30 Uhr mit Chengcheng. Ich musste also nun in die Wechselzone. Dort angekommen wurden die Nummern der Staffeln aufgerufen, deren Schwimmer in dem Moment aus dem Wasser kamen. Die Wechselzone leerte sich immer mehr. Doch die Startnummer 1604 konnte ich nicht entdecken. Nun war es bereits 10:00 Uhr und der Organisator kam zu mir und sagte, dass nun der Time-Cut erreicht war. Für mich hieß das übersetzt: „Kein Radpart für mich!“ Doch da wären wir wieder bei dem chinesischen Sprichwort, denn direkt darauf bekam ich bereits einen neuen Timechip und es ging als letzter mit meinem Scott Plasma auf die Radstrecke.
Endlich der Start
Schnell war meine Aufregung verflogen und ich fand schnell meinen Rhythmus. Dies lag wohl auch daran, dass ich nur am Überholen war und dass der Straßenbelag auf der Strecke extrem gut war. Die Kilometer flogen an mir vorbei und erstaunlicherweise konnte ich die Aeroposition auf dem Rad halten,
obwohl ich diese zugegebenermaßen zu wenig trainiert hatte.
Die erste von zwei 45 Kilometer langen Runden beendete ich nach 01:18h! Wow! Das war wesentlich schneller, als ich es mir erhoffte hatte. „Hoffentlich habe ich nicht überzogen“ dachte ich mir. Ab Kilometer 50 wurde es dann auch wesentlich härter und die Kilometer wurden gefühlt immer länger. Die Verpflegungsstationen halfen mir jedoch, um weiter beißen zu können. Die letzten 10 Kilometer musste ich dann gegen den Wind fahren, die Anstrengung wurde immer größer und doch konnte ich das Tempo irgendwie halten.
Glücklich und zufrieden im Ziel
Das Ziel kam immer näher und nun bog ich schon zur Wechselzone ab. Vom Bike runter, Uhr gestoppt und ab zum Wechselplatz, wo Sascha bereits wartete und mich mit einem Spruch begrüßte, den ich nicht gebraucht hätte: „Wo bleibst du denn? Hattest du Probleme?“ ich konnte darauf nicht antworten, da ich so fertig war. Erst nachdem er bereits losgefahren war, realisierte ich die Zeit von 02:36h für die 90 Kilometer lange Strecke. Das bedeutete 34,5 Km/h im Schnitt! Wow! Das ist für mich fantastisch, denn mit solch einem Schnitt hatte ich im Leben nicht gerechnet, da mein Training alles andere als ideal war
Jens wird 8. bei den Profis
Gezeichnet, aber zufrieden stiefelte ich in den Zielbereich, wo Jens mit der frohen Kunde aufwartete, dass er den 8. Platz belegt hat! Ein richtig starkes Ergebnis, in einem super besetzten Elitefeld. Nun mussten wir lediglich auf Sascha warten, der in der Xiamener Mittagshitze zu kämpfen hatte. Die Staffel hat er dennoch souverän mit einem Lächeln nach rund zwei Stunden Laufzeit ins Ziel gebracht. Anschließend waren wir alle froh unsere Finisherbilder machen zu können und den IRONMAN 70.3 Xiamen erfolgreich beendet zu haben. Den Abend ließen wir dann mit der enttäuschten Chengcheng und ihrem Club bei einem leckeren Essen ausklingen.
Die tolle Reise mit vielen tollen Menschen ging für Martin, Jens, Sascha und Saschas Familie gestern bereits zu Ende. Wir gratulieren dem Dreiergespann zu den großartigen Leistungen und wünschen ihnen eine gute Erholung. Wir hoffen, dass wir Martin auch nach dem Rennen in China nun hin und wieder im Samstagstraining begrüßen dürfen.
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